Luc Olivier

Biodiversität bewahren: Finanzbranche in der Verantwortung

Alles beschleunigt sich. Noch nie ist der Verlust an Biodiversität so schnell vorangeschritten, wie es aktuell der Fall ist. Von den acht Millionen erfassten Pflanzen- und Tierarten sind derzeit eine Million vom Aussterben bedroht, und 75 % des terrestrischen Ökosystems sind heutzutage aufgrund menschlicher Einwirkungen schwer beeinträchtigt[1]. Dies stellt eine schwerwiegende Bedrohung unserer Lebensgrundlagen dar. Denn 50 % des weltweiten BIP hängen von der Biodiversität ab[2]. Angesichts der Tragweite dieser Problematik kommt der Vermögensverwaltungsbranche beim Erhalt und bei der Regeneration der Biodiversität eine ganz besondere Bedeutung zu. Vor allem börsennotierte Impact-Investments spielen eine entscheidende Rolle dabei, Kapital in Unternehmen zu lenken, die einen Beitrag zum Schutz von Klima und Biodiversität leisten – zumal derzeit nur 3 % bzw. 3,2 Milliarden Dollar des im Rahmen des Impact-Investing verwalteten Vermögens auf Biodiversität ausgerichtet sind[3].

Wir begleiten strategische Entscheidungen von Unternehmen, um diese aktiv dazu anzuregen, den Druck auf die Biodiversität zu mindern und konkrete Lösungen für ihren Erhalt zu entwickeln – auch das ist Teil der Verantwortung unserer Branche. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen alle Wirtschaftssektoren ihren Beitrag zur Beschleunigung des ökologischen Wandels leisten.

 

Den Blick weiten: Sektorenübergreifende Nachhaltigkeitsstrategie 

Einige Vermögensverwalter verfolgen selektive Impact-Investing-Strategien und setzen sich mit denjenigen Unternehmen auseinander, die sie in ihrem Portfolio halten. Unser Ziel hingegen ist es, alle Sektoren gleichermaßen zu berücksichtigen. Daher finanzieren und begleiten wir Anbieter von Lösungen wie beispielsweise das schwedische Unternehmen SCA (Svenska Cellulosa AB), das sich als erster privater Waldbesitzer Europas der übermäßigen Nutzung von natürlichen Ressourcen entgegenstellt. Wir unterstützen außerdem Unternehmen, die Pionierarbeit leisten. Hierzu gehört beispielsweise Kering. Dieses Unternehmen ist in seinem Sektor führend im Hinblick auf die Herausforderungen im Bereich Klima und Biodiversität. Es verfolgt eine ehrgeizige Strategie für den Erhalt der Biodiversität und der regenerativen Landwirtschaft. Zudem setzen wir uns mit denjenigen Unternehmen auseinander, die in jener Thematik des Übergangs vielfach vergessen werden: beispielsweise Unternehmen des Sektors fossiler Energien, die Anleger oft außer Acht lassen. Doch der Energie-Sektor verantwortet 40 % der weltweiten Treibhausgasemissionen, die deutliche Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Wir begleiten beispielsweise die finnische Raffinerie Neste, die mit der Umstellung auf einen zu 100 % erneuerbaren Dieselkraftstoff begonnen hat.

 

Von zentraler Bedeutung: der Dialog mit Unternehmen 

Die Begleitung von Unternehmen, die sich in einem Übergangsprozess befinden, ist von entscheidender Bedeutung, da sie einen systemrelevanten Impact ausüben können. Dies trifft unserer Ansicht nach auf SIG zu. Der in über 100 Ländern tätige schweizerische Anbieter von nachhaltigen Lebensmittelverpackungen, der jährlich 49 Milliarden Verpackungseinheiten herstellt, entwickelt innovative Lösungen, die den Herausforderungen der Lebensmittelindustrie Rechnung tragen. SIG ist bislang der einzige Hersteller, der bei seinen Verpackungen auf Aluminium verzichtet und stattdessen einen Kunststoff pflanzlichen Ursprungs verwendet. Diese Innovation dürfte zu einer drastischen Verringerung der Umweltverschmutzung beitragen, die zu den fünf Faktoren gehört, die maßgeblich auf die Biodiversität einwirken.

Der Dialog zwischen Anlegern und Unternehmen spielt aus unserer Sicht eine entscheidende Rolle. Ziel dabei ist es, Unternehmen im Rahmen einer konstruktiven Auseinandersetzung und eines Austausches über langfristige Stoßrichtungen des Fortschritts dazu anzuregen, Strategien umzusetzen, mit denen sie ihre Risiken und ihre Auswirkungen auf die Biodiversität steuern können.

Die Beschleunigung des Übergangs der jeweiligen Unternehmen gehört für uns zu den obersten Prioritäten der Vermögensverwaltung. Die erste weltweite Initiative für ein kollektives Engagement – Nature Action 100 – vereint 100 Unternehmen wie Nestlé, L‘Oréal oder AstraZeneca sowie 190 institutionelle Anleger, die sich für den Schutz der Biodiversität einsetzen. LFDE und ihre Aktionärin LBP AM haben sich im September 2023 dieser Initiative angeschlossen, die bisher 23,6 Milliarden Dollar an verwaltetem Vermögen aufweist. Durch den Zusammenschluss mit anderen Anlegern lässt sich ein noch stärkeres Signal senden. Wir sind überzeugt: Die Vermögensverwaltungsbranche nimmt beim Erhalt der Biodiversität eine Schlüsselrolle ein.

 

[1] IPBES
[2] Weltwirtschaftsforum
[3] GIIN