David Ross

Die US-Präsidentschaftswahl, Teil 2

Beim Rennen um das Weiße Haus sind die 50 Bundesstaaten generell nicht heiß umkämpft. Fast 30 Staaten sind fest in der Hand einer der beiden Parteien. So gehören Kalifornien und New York den Demokraten, Tennessee und Alabama den Republikanern. Weil der Wahlausgang vorher bekannt ist, werden dort auch keine Unsummen für den Wahlkampf ausgegeben. Von den restlichen 20 Staaten sind 10 wirklich wichtig und können die Präsidentschaftswahl entscheiden.

Die Wahl 2016 war deshalb außergewöhnlich, weil drei traditionell demokratische Staaten – Pennsylvania, Michigan und Wisconsin – mit einem Vorsprung von insgesamt 79.646 Stimmen (10.704 in Michigan, 46.765 in Pennsylvania, 22.177 in Wisconsin) für Donald Trump stimmten. Diese 79.646 Menschen – von 137 Millionen Stimmen – ermöglichten Donald Trump den Sieg. Lagen die Umfragen daneben? Nein! Tatsächlich erwiesen sich die Umfragedaten 2016 als sehr genau: Hillary Clinton, die einen Vorsprung von 3 % hatte, hatte auf das ganze Land betrachtet letztlich 2 % mehr Stimmen. Die Umfragen sahen jedoch nicht die Verteilung der Stimmen zwischen den Staaten voraus. Donald Trump gewann gerade genug Stimmen in gerade genug Staaten, um die Wahl landesweit für sich zu entscheiden.

Für 2020 wird die Wahlkarte wieder neu gezeichnet. Aufgrund demografischer Veränderungen, wie z. B. der Migrationsbewegungen vom Nordosten der Vereinigten Staaten in den Sunbelt mit seinen Arbeitsplätzen, dem sonnigen Wetter und der geringeren Steuerlast, werden einige Südstaaten immer weniger republikanisch. Während die ländlichen Staaten weiterhin dem republikanischen Lager angehören, werden die Staaten, in denen es städtische Ballungsräume gibt, wie z. B. Texas mit Houston und Dallas, Georgia mit Atlanta, North Carolina mit Charlotte oder Arizona mit Phoenix, entscheidend sein. Die Wahlkarte ist für Donald Trump daher schwieriger zu entziffern als 2016. Arizona, Florida, Michigan, North Carolina, Pennsylvania oder auch Wisconsin könnten diese Schlüsselstaaten sein, die die Wahl entscheiden.

Die Umfragen sehen für Joe Biden derzeit einen Vorsprung von mehr als 8 % auf Donald Trump. Mancher wird sich an die Präsidentschaftswahl 1988 erinnern. Der demokratische Kandidat Michael Dukakis, dem nach dem Konvent seiner Partei ein Vorsprung von 17 Punkten (55 zu 38) prognostiziert worden war, verlor 7 Millionen Stimmen (also 8 %), und George Bush konnte im Wahlmännerkollegium gegenüber 111 Stimmen für Dukakis 426 Stimmen auf sich vereinen.

Die ersten Umfragen haben nie eine hohe Aussagekraft. Genau hierauf setzt nun die republikanische Partei.