Fundview : „Viele Fondsmanager der aktuellen Generation haben Angst davor, Risiken einzugehen oder Fehler zu machen”

 

David Ross von LFDE findet, dass die aktuelle Fondsmanager-Generation häufig ihre Karrieren eher erhalten und retten will. Dadurch sollen Fehler vermieden werden. Aber Alpha könne nur entstehen, wenn Fehler gemacht werden dürfen.

David Ross ist seit über 30 Jahren in der Asset-Management-Branche tätig. Zunächst in den USA und seit Herbst 2014 bei der französischen Boutique La Financière de l’Echiquier (LFDE). In seiner Investment-Zeit hat Ross schon viele Entscheidungen getroffen. Nicht nur gute Entscheidungen, das gibt Ross selber zu. Aber Fehler gehören eben zum Geschäft, oder? „Als aktiver Investor werden und müssen Fehler gemacht werden, um Alpha zu erzielen. Viele Fondsmanager der aktuellen Generation haben aber Angst davor, Risiken einzugehen oder Fehler zu machen”, sagt Ross im Gespräch mit Fundview. Denn im aktuellen Marktumfeld sei es für aktive Manager nötig, Alpha zu generieren und sich gegenüber den passiven Strategien zu beweisen. Wenn man als Investor nicht bereit sei, Risiken einzugehen, könne man auch komplett passiv investieren oder eine andere Assetklasse als Aktien wählen.

„Als Fondsmanager ist es zentral mit Entscheidungen umzugehen. Wenn ein Titel beispielsweise absackt, muss man dies genau analysieren und die Entscheidung treffen, mehr davon zu kaufen, weil man von dem Investment überzeugt ist, oder den Wert auch komplett zu verkaufen. Viele Investoren warten jedoch einfach nur ab und hoffen, dass sich der Wert vielleicht erholt. Hoffnung ist aber keine Strategie”, sagt Ross. In genau diesem Aspekt würde es große Unterschiede zwischen guten Analysten und guten Fondsmanagern geben.

Ross erklärt: „Ich bin seit über 30 Jahren in der Finanzbranche und habe schon viele smarte Analysten gesehen, die zum Fondsmanager befördert wurden und in dieser Funktion gescheitert sind. Zwischen einem Analysten und einem Fondsmanager besteht ein fundamentaler Unterschied! Viele Analysten sind sehr auf Informationen und Daten fokussiert. Als Fondsmanager ist das natürlich auch wichtig, aber viel wichtiger ist es, basierend auf diesen Informationen und Daten die richtigen Schlüsse zu ziehen und vor allem: Entscheidungen zu treffen. Analysten sammeln dabei überwiegend die Daten und Fondsmanager müssen basierend auf diesen Daten die Entscheidungen treffen.” Dabei schließt Ross natürlich nicht aus, dass auch Analysten zu guten Fondsmanagern werden können.

„Vertraut eurem Instinkt und trefft eure eigenen Entscheidungen”

Dabei sieht Ross auch die aktuelle Generation der Fondsmanager teilweise nicht gut aufgestellt und findet: „Der größte Unterschied zwischen Fondsmanagern von heute und Fondsmanagern der älteren Generation ist, dass die derzeitige Fondsmanager-Generation ihre Karrieren eher erhalten und retten will. Das führt dazu, dass diese Generation Fehler vermeiden will. Vor allem in größeren Häusern mit größeren Fonds agieren Fondsmanager häufig sehr protektiv und defensiv.”

Das werde sich allerdings wieder wandeln. Denn große Asset Manager mit einem passiven Geschäft, sowie kleine Boutiquen, die Alpha erzielen, werden sich laut Ross in Zukunft durchsetzen. Mittelgroße Asset Manager, die am Index kleben, dürften hingegen vom Markt verschwinden. Das sehe man bereits jetzt an den Fusionen innerhalb der Branche in den vergangenen Monaten. „Mein Rat an alle jungen Fondsmanager ist: Vertraut eurem Instinkt und trefft eure eigenen Entscheidungen. Ja, es kann auch sogar zu viele Daten geben! Hier sollte man nicht versuchen gegen Quant-Strategien anzutreten. Für aktive Fondsmanager ist das sogar positiv. Denn häufig nutzen viele Quant-Strategien die selben Daten und bauen entsprechend ähnliche Portfolios basierend auf diesen Daten. Hier können diskretionäre Fondsmanager einen echten Mehrwert erzielen”, sagt Ross.

Deswegen hat Ross insgesamt sehr konzentrierte Portfolios. Beispielsweise mit rund 23 Aktien und einem Active Share von über 90 Prozent. „Für mich ist es zentral, die besten Ideen für meine Portfolios auszuwählen und diese entsprechend stark zu gewichten. Dabei ist das Risikomanagement für mich ebenfalls sehr wichtig. Für mich sind deswegen 25 Titel das Maximum für meine Portfolios, weil ich keine 50 bis 100 Aktien eingehend analysieren und bewerten kann”, erklärt Ross.

 

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