Olivier de Berranger

Warum nicht nach den Sternen greifen?

Vor der texanischen Küste in der Nähe der Basis von Boca Chica treiben die beiden Weltraumbahnhöfe Deimos und Phobos im Meer. Diese in schwimmende Raketenstartplätze umgebauten Bohrinseln werden für die Raketenflüge eines jungen und bereits kultigen Unternehmens zum Mond und zum Mars genutzt. Neben anderen Privatunternehmen arbeitet SpaceX an der Welt von morgen und entwickelt Projekte, die aus den Romanen von Isaac Asimov stammen könnten. Ab 2022 sollen von diesen ersten „Spaceports“ erstmals wiederverwendbare Raketen ins Weltall starten. Willkommen in der Ära des „New Space“!

Wir treten in eine neue, sehr reale Dimension ein, die von visionären, ikonischen und aufstrebenden Unternehmern gestaltet wird, die die Eroberung des Weltraums vorantreiben. Das Vordringen in den Weltraum ist nun nicht mehr den Staaten vorbehalten, sondern auch in der Hand der Akteure der privaten Raumfahrt, des Weltraums 2.0 oder New Space. Der Senkrechtstart von SpaceX und Blue Origin bringt immer mehr Unternehmen dazu, das Abenteuer Börsengang zu wagen, um sich mit dem daraus erhaltenen Kapital an der bevorstehenden Revolution zu beteiligen. Noch nie waren wir der Entdeckung neuer Welten und Ressourcen, die die Menschheit seit der Antike fasziniert haben, so nah.

Innovationen der Raumfahrttechnologien nutzen

Die Raumfahrt ist ein komplexes und zugleich spannendes Feld, geprägt von disruptiven Innovationen, aufstrebenden Hightech-Unternehmen und technologischen Fortschritten, wie z. B. die „kostengünstige“ Konstruktion von wiederverwendbaren oder recycelbaren Trägerraketen, die das Weltraum-Ökosystem revolutionieren. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten und unerforschte Horizonte mit beispiellosem, schwindelerregendem Potenzial. Der Markt der privaten Raumfahrt wird derzeit auf 400 Milliarden US-Dollar geschätzt und könnte bis 2045 die Marke von 2,7 Billionen US-Dollar erreichen. (1)

Die Sterne stehen gut für diese neue Revolution. Es wird immer günstiger, Satelliten zu bauen und in die Umlaufbahn zu schicken, und die Datenmenge ist schier unendlich – ideale Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der privaten Raumfahrt. Der Weltraum 2.0 bringt Vorteile für alle Bereiche – von der Telekommunikation bis zur Präzisionslandwirtschaft, von der Versicherung bis zur Industrie. Eines der Unternehmen des New Space ist ROCKET LAB, das mithilfe des Weltalls das Leben auf der Erde verbessern will. Sein innovativer Ansatz besteht in der Verwendung von 3D-Druckern für die Herstellung seiner Raketen und elektrischen Pumpen für den Bau von Motoren.

Weltraum 2.0: Nutzen und Verantwortung

Manch einer fragt sich nun vielleicht, warum man Milliarden für die Raumfahrt ausgeben sollte, wenn es hier unten auf der Erde doch schon genug zu tun gibt? Der Weltraum 2.0 wirft die Frage nach dem Nutzen und der Verantwortlichkeit auf, egal ob es darum geht, ihn zu erforschen, in ihn zu investieren oder von ihm zu profitieren. Wir sind überzeugt, dass Satellitendaten für die Menschheit von Nutzen sind und zur Lösung vieler Probleme beitragen werden. Mithilfe der von zahlreichen Flugkörpern durch Beobachtung der Erde gewonnenen Daten könnten beispielsweise Präventionsmaßnahmen sowie Lösungen für das Ressourcen- und Risikomanagement, für die Schließung der digitalen Kluft, die Bekämpfung des Klimawandels oder den Erhalt der Artenvielfalt entwickelt werden. Durch Weltraumtechnologien entwickelte Lösungen werden unser Leben verändern.

(1) PwC und Bank of America Merril Lynch