Fake News?

 

APPLE ist der Hauptgewinner der sommerlichen Gewinnveröffentlichungen. Die Kapitalisierung des amerikanischen Tech-Giganten hat die magische 1 000-Milliarden-Dollar-Schwelle überschritten, die dem Doppelten des belgischen Bruttoinlandsprodukts entspricht. In dieser Börsensaison hat das Symbolcharakter, denn sie war von zahlreichen Aufs und Abs und mitunter außerordentlichen Kursschwankungen aufgrund guter (AUTODESK + 15 %, ILLUMINA + 12 %) und schlechter Überraschungen (FACEBOOK -19 %, RWS -25 %) gekennzeichnet.

Die Finanzmärkte stehen vier Mal pro Jahr ganz im Zeichen der Gewinnveröffentlichungen der US-Unternehmen, die vorschriftsmäßig spätestens 45 Tage nach Quartalsende zu erfolgen haben. Die internationalen Märkte schwanken im Einklang mit ihrem amerikanischen Vorbild – eine Regel, die sich nicht immer bewahrheitet. In Frankreich sind die Unternehmen übrigens seit dem Geschäftsjahr 2015 nicht mehr verpflichtet, in jedem Quartal ihre Ergebnisse zu veröffentlichen.

Umfassende, gut zugängliche und regelmäßig in kurzen Zeitabständen aktualisierte Informationen sind natürlich positiv. Das Aufheben, das um jede Veröffentlichung gemacht wird, kann unzureichend informierte Zuschauer jedoch verwirren. Die sehr kurzfristigen Reaktionen der Märkte auf die Ergebnisveröffentlichungen sind eher zufallsbedingt und beruhen nicht auf einer gründlichen Finanzanalyse. Pessimisten sehen die Börse daher leicht als Russisches Roulette oder Pokerspiel.

Selbst Donald Trump hat die US-Aufsichtsbehörde dieses Jahr aufgefordert, darüber nachzudenken, ob die vorgeschriebenen quartalsmäßigen Ergebnisveröffentlichungen nicht besser abgeschafft werden sollten. Dabei hätte man denken können, dass der US-Präsident aufgrund seiner masslosen Liebe zu kurzen Tweets auch Anhänger von Beat and Raise* sei, dieser lapidaren Formel, die in jeder Gewinnsaison die Ergebnisse der besten Teilnehmer des US-Marktes begrüßt und an der sich zunehmend die Reaktion der Märkte ablesen lässt.

Aber lässt sich die wirtschaftliche Realität eines Unternehmens wirklich mit Hilfe von drei Wörtern identifizieren, analysieren und im Detail darstellen? Das geht natürlich nicht.

Diese Marktbewegungen können zu passivem Verhalten motivieren. Die Experten beschränken ihre Bewertung reflexmäßig (oder aus Faulheit?) auf diese kurze, drei Wörter umfassende Zusammenfassung. Manche Manager könnten in Versuchung geraten, die nächsten drei Monate im Auge zu behalten und darauf zurückzugreifen, um den Börsenkurs unter allen Umständen zu stützen.

Andererseits hat die „Tyrannei“ der Quartalsveröffentlichungen bisher nie verhindert, dass sich gute Unternehmen weiter entwickeln. AMAZON, NETFLIX und selbst TESLA konnten kurzfristig Gewinne erwirtschaften, um zu investieren und langfristig rentabel zu sein.

Die Quartalsergebnisse ermöglichen es Anlegern auch, das langfristige Arbeiten der Managementteams zu bestätigen und zu orientieren, durch das diese das ihnen geschenkte Vertrauen aufrechterhalten.

Halbjährlich? Quartalsmäßig? Die durch den amerikanischen Präsidenten wiederbelebte Debatte erinnert an die Bedeutung der Finanzanalyse… Nur eine gründliche Analyse ermöglicht es, visionäre Manager zu identifizieren, die in der Lage sind, auf lange Sicht eine strategische Vision für ihr Unternehmen zu entwickeln, und Opportunisten zu meiden. Denn auch wenn die Märkte die Realität nicht mögen, behält diese letztendlich immer die Oberhand!

Didier Le Menestrel

* [die Erwartungen] übertreffen und die Prognose erhöhen