Rolando Grandi

Künstliche Intelligenz revolutioniert Tourismusbranche

Von Rolando Grandi, CFA, Fondsmanager des Echiquier Artificial Intelligence und des Echiquier World Next Leaders[1] bei LFDE

„Eine Reise ist eine Art Tür, durch die man die Realität verlässt, um in eine unerforschte Realität einzudringen, die wie ein Traum erscheint“, schrieb einst der französische Schriftsteller Maupassant. Über 100 Jahre später nimmt diese „unerforschte Realität“ für die Reisebranche eine neue Dimension an, denn sie durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, der von Künstlicher Intelligenz (KI) vorangetrieben wird.

Smarte Hotels auf dem Vormarsch

Im „Hotel der Zukunft“ reicht ein Lächeln des Gastes, um das intelligente Türschloss des Hotelzimmers zu öffnen. Das Licht wird sprachgesteuert ein- und ausgeschaltet, und ein Zimmerservice-Roboter steht rund um die Uhr zur Verfügung. Solche intelligenten Smart Hotels gibt es bereits in China. Der E-Commerce-Riese ALIBABA, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Gastgewerbe zu revolutionieren, hat 2019 ein vollständig automatisiertes, robotergestütztes Hotel in Hangzhou eröffnet. In Shanghai gibt es ähnliche Unterkünfte, die in Zusammenarbeit mit der App WeChat betrieben werden. Mit dem Smartphone können Gäste ein intelligentes Hotelzimmer reservieren sowie dessen Lage und Innenausstattung auswählen. Gleichzeitig können so der Check-in und Check-out erledigt sowie der Aufzug gerufen und Essen bestellt werden.

Verbessertes Kundenerlebnis dank digitaler Transformation

Künstliche Intelligenz bietet ein breites Spektrum an produktivitätssteigernden Leistungen und Services für die Reisebranche. Der digitale Wandel dürfte der Branche zwischen 2016 und 2025 ein Plus von über 300 Milliarden Dollar bescheren[2].

Die digitale Transformation verändert den Tourismus und definiert das Kundenerlebnis neu. Während die zunehmende Verbreitung der Automatisierung und Robotisierung immer schneller voranschreitet, revolutionieren die Daten- und prädiktive Analyse die Reisebranche – von Fluggesellschaften bis hin zu Hotels. Reservierungsplattformen haben sich dank maschinellem Lernen und künstlichen neuronalen Netzen so verändert, dass Gäste und Interessenten inzwischen rund um die Uhr und in allen Sprachen von Chatbots informiert werden. Die Personalisierung wird mithilfe von Empfehlungsalgorithmen weiter verbessert. Diese auf Datenerfassung basierende, fortschrittliche Methode führt zur genauen Kenntnis der Gäste – von ihren bevorzugten Matratzen und Transportmitteln bis hin zu ihrem Lieblingsessen, aber nicht nur das.

Tourismus nachhaltig gestalten

Die Cloud-Plattform von TWILIO ermöglicht Unternehmen, mit ihren Kunden zu interagieren, indem Kommunikationsfunktionen in mobile Anwendungen integriert werden. So können beispielsweise Fluggesellschaften oder Airbnb dank der in ihren Systemen integrierten Plattform von TWILIO ihre Nutzer über die Annullierung von Flügen oder Unterkünften informieren. Außerdem können sie Tausende von Bots einsetzen, um Fragen der Nutzer jederzeit und in Echtzeit zu beantworten.

Ein weiteres Beispiel ist das spanische Unternehmen AMADEUS, welches das erste weltweite computergestützte Reisebuchungssystem entwickelt hat und Fluggesellschaften KI-Lösungen bietet, um die Umweltbelastung durch Flüge zu begrenzen. Mittels Algorithmen und historischen Daten kann der benötigte Treibstoff für einen Flug ermittelt werden, sodass weniger getankt und das Gewicht des Flugzeugs reduziert wird, wodurch wiederum der CO2-Ausstoß sinkt. Zusammen mit UNICEF prüft der Konzern außerdem die Analyse seiner Reisedaten, um zur Eingrenzung von Epidemien beizutragen.

Zusätzlich zu diesem breiten Spektrum an KI-gestützten Leistungen, die die Tourismusbranche von morgen prägen werden, zeichnet sich ein weiterer Trend ab: die virtuelle Realität. Einige Reisekonzerne bieten statt eines Katalogs Virtual-Reality-Brillen an, die es ermöglichen, in eine Landschaft oder einen Smart Room einzutauchen, was die Auswahl einer Reise vereinfacht.

Die angegebenen Informationen sind das Ergebnis interner Analysen, die auf den besten uns vorliegenden öffentlich zugänglichen Quellen basieren. Sie werden vom Fondsmanagementteam im Rahmen seiner Tätigkeit der Verwaltung von OGA und nicht einer Finanzanalysetätigkeit im Sinne der Vorschriften durchgeführt. Sie stellen keine Anlageberatung dar. La Financière de l’Échiquier übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit oder Erfüllung ihrer Prognosen.

[1] Die Fonds sind vor allem dem Kapitalverlustrisiko, dem Aktienrisiko und dem Wechselkursrisiko ausgesetzt.
[2] Bericht der OECD, 2018