Lost in-novation

Lang, d.h. rund 3 km, sind die Start- und Landebahnen für den A380, kurz war dagegen sein Erfolg, denn gerade einmal 12 Jahre nach Inbetriebnahme der ersten Maschine wird der Vertrieb vorzeitig beendet. Eine sehr kurze Karriere gemessen an den Lebenszyklen der Flugbranche: Die 1969 erstmals gebaute Boeing 747 ist mit über 1.500 ausgelieferten Maschinen zweifellos der Dinosaurier aller Flugzeugmodelle. Im Oktober 2007 kam der erste A380 bei Singapore Airlines auf der Strecke Singapur-Sydney zum Einsatz.

Im letzten Oktober wurde ein erster Super-Jumbo, der ursprünglich von der gleichen Fluggesellschaft geleast worden war, mangels Käufern im französischen Flughafen Tarbes ausgeschlachtet, um Einzelteile zu verkaufen. Tatsache ist, dass es keinen aktiven Markt für ein ganzes funktionstüchtiges Flugzeug mehr gibt.

Die Produktion des Super-Jumbos AIRBUS wird deshalb 2021 eingestellt. Übrig bleibt eine gesalzene Rechnung von fast 20 Milliarden US-Dollar (von ursprünglich geplanten 12 Milliarden) für den Flugzeugbauer. Wenn die Produktion letztendlich eingestellt wird, haben insgesamt 250 Maschinen das Werk verlassen.

Das Schicksal des A380 war von Anfang an eng mit dem der Fluggesellschaft Emirates verbunden, die die Hälfte der Flotte besitzt. Die Entscheidung der Gesellschaft, 39 zusätzliche Bestellungen zum Katalogpreis von 17 Milliarden US-Dollar in 30 A350 und 40 A330 Neo umzuwandeln, hat dem A380 den Todesstoß versetzt, auch wenn Emirates ihre A380-Flotte noch bis 2030 betreiben wollen.

Der A380 galt das das Flugzeug der Zukunft. Der Anstieg des Passagiervolumens und die Sättigung der Flughäfen sollten laut AIRBUS-Schätzungen eine Nachfrage nach 1.400 Großraumflugzeugen schaffen. Obwohl die Passagiere vom Komfort und der Geräuscharmut dieses Flugzeugs begeistert waren, kamen den Fluggesellschaften schnell Zweifel, ob sie diese Maschinen mit ihren über 500 Sitzplätzen auch bei jedem Flug füllen könnten. Der mitten in der Finanzkrise auf den Markt gekommene A380 war mit seinen 4 Reaktoren zu groß ausgelegt und erhielt sehr schnell Konkurrenz von der Boeing 777. Auch innerhalb der Airbus-Familie gab es Konkurrenz beispielsweise durch den A350, der wie der US-Konkurrent zweistrahlig ausgelegt ist.

Als Triumph der Ingenieurskunst und bevorzugtes Flugzeug der Fluggäste ist der A380 – wie zu ihrer Zeit die Concorde – ein bahnbrechendes Meisterwerk, das aber keinen Abnehmer fand und zu keiner revolutionären Änderung des Flugverhaltens geführt hat. 1921 stellte Constantin Caroni der Jury des berühmten Lépine-Erfinder-Wettbewerbs das revolutionäre Bügeleisen vor. Es wurde als zu avantgardistisch und sogar als gefährlich eingestuft und es vergingen 40 Jahre bis zu seiner Markteinführung in den USA, nachdem das Patent bereits abgelaufen war1.

Die Fähigkeit, Neues zu erfinden, ist eine Stärke des alten Kontinents, und die Basis des Erfolgs vieler französischer Unternehmen. Im letzten Ranking des Europäischen Patentamts von 2017 liegt Frankreich gemessen an der Zahl der Patentanmeldungen nach den USA, Deutschland und Japan, aber vor China, auf dem vierten Platz. Seit der Auflegung des CAC 40-Index im Dezember 1987 liegen Unternehmen wie L‘ORÉAL, KERING, SAFRAN, SODEXO oder ESSILOR an der Spitze. Sie alle stehen auf ihren jeweiligen Märkten für Innovation.

Die Herausforderung für Unternehmen ist und bleibt somit immer gleich: die Umwandlung einer Erfindung in eine marktfähige Innovation. Mit anderen Worten: eine Innovation, die sich verkaufen lässt. Lewis Duncan2 hat dies sehr treffend auf den Punkt gebracht: „Innovation entspricht der Fähigkeit, Ideen in Rechnungen zu verwandeln“.3

 

Didier Le Menestrel

 

1 https://www.bpifrance.fr/A-la-une/Actualites
2 US-Senator, Leiter von Texas Tech University System
3 Innovation is the ability to convert ideas into invoices.