Olivier de Berranger

Klimaziele im Blick: Der Weg zum Zwei-Grad-Klimaportfolio

In seinem 1966 erschienenen Werk „New York 1999“ beschreibt H. Harrison eine übervölkerte Welt, deren Ozeane sterben und deren Tier- und Pflanzenwelt durch die Industrialisierung ausgelöscht wird. Treibhauseffekt und hohe Temperaturen haben eine Welt ohne natürliche Ressourcen geschaffen, in der Umweltverschmutzung und Armut an der Tagesordnung sind. Eine Kaste, die für den Erhalt ihrer Macht zu allem bereit ist, kontrolliert die Produktion von Nahrungsmitteln auf Planktonbasis. Der Roman bildet die Vorlage für den Film „Soylent Green“, welcher im New York des Jahres 2022 spielt, einer Megalopolis mit 44 Millionen Einwohnern.

In der „Climate Fiction“-Literatur gelingt es nach der Klimakatastrophe immer nur einer kleinen globalen Elite unter riesigen Kuppeln zu überleben, in denen paradiesische, künstliche Ökosysteme neu geschaffen wurden. „Cli-Fi“, also Climate Fiction, ist den wenigen Projekten voraus, die gestartet und mehr oder weniger beendet wurden, wie z. B. Crystal Island in Moskau, Arcosanti in Arizona oder Masdar City in Abu Dhabi, einer Versuchsstadt in der Wüste, in der grüne Lösungen erforscht werden. Es mangelt jedoch nicht an Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel und die Rettung des Planeten.

Die UN-Klimakonferenz „COP 21“ markierte einen Wendepunkt mit ihrem politischen Willen, das in der Science Fiction beschriebene apokalyptische Szenario zu vermeiden. Internationale Organisationen und Staatschefs richten seitdem die weltweiten Klimapläne neu aus. So beschloss das Europäische Parlament im Oktober, die CO2-Emissionen im Rahmen der Klimagesetzgebung um 60 Prozent zu verringern, damit Europa seine Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Abkommens einhalten kann.

Die Temperatur des Portfolios anpassen

Wir sind überzeugt, dass die Finanzwelt eine entscheidende Rolle spielt, wenn es darum geht, Kapital in eine kohlenstofffreie Wirtschaft zu lenken, um den ökologischen Wandel und die Energiewende zu beschleunigen. Es entstehen immer mehr Initiativen wie z. B. das „Observatoire de la finance durable“1 oder „Climate Action 100+“, ein Zusammenschluss von Investoren, der auf Basis von Kooperationsverpflichtungen mit den weltweit größten Treibhausgasemittenten erreichen möchte, dass diese ihre Klimapolitik verbessern und ihre Emissionen verringern.

Um die klimabezogenen Herausforderungen zu meistern, möchten wir für unseren Bereich einen ehrgeizigen Schritt gehen. Wir haben daher mit einem unabhängigen Experten eine sich weiterentwickelnde Methode geschaffen: die Klima-Reife. Ihre Ausrichtung auf Klima-Governance, Klimaverpflichtungen und gerechten Wandel ermöglicht uns, die Entwicklungen einzuschätzen, die Klimaauswirkungen zu messen und die Anstrengungen der Unternehmen im Hinblick auf die Umstellung zu beurteilen. Diese firmeneigenen Methode ist die Grundlage für unsere neue Strategie zur Klimaverträglichkeit, die es jedem ermöglicht, in Aktien von verantwortungsbewussten Unternehmen zu investieren, die einen positiven Beitrag zur Klimawende leisten. Ziel ist es, die Temperatur des Portfolios an jene des Pariser Abkommens anzugleichen. Hierfür werden Unternehmen ausgewählt, die entweder Pioniere sind, sich im Übergang befinden oder Lösungen für Klimafragen anbieten.

1 Gegründet auf dem Climate Finance Day Ende Oktober