Coline Pavot

Make Climate Great Again

Da 2020 zu den drei heißesten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zählt, stand der Klimaschutz in den vergangenen Monaten stets ganz oben auf der Agenda – bei den US-Präsidentschaftswahlen, den europäischen Konjunkturpaketen sowie den Verpflichtungen der großen Ölkonzerne zur Klimaneutralität. Ziel dieser Agenda ist die Mobilisierung der gesamten Gesellschaft, damit der weltweite Temperaturanstieg bis 2050 deutlich unter 2°C bleibt. Angesichts dieser gewaltigen Herausforderung kommt dem Finanzsektor eine entscheidende Aufgabe zu, denn er muss das Kapital zielorientiert in die Unternehmen lenken, die unsere Welt von morgen mitgestalten.

Finanzierung von Lösungsanbietern

Zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens liegt es natürlich nahe, vorrangig Unternehmen zu finanzieren, die Lösungen für Umweltprobleme entwickeln. Diese Lösungen können sich entweder direkt auf die Umwelt auswirken, wie z.B. beim französischen Produzenten erneuerbarer Energien NEOEN, oder indirekt, wie im Fall von DASSAULT SYSTEMES, dessen Software die Entwicklung von energieeffizienten Fahrzeugen und Gebäuden ermöglicht. Auf diese Finanzierungsstrategie setzen auch die jüngsten Konjunkturprogramme zur Abfederung der COVID-19-Folgen, die in Bereiche wie energieeffiziente Renovierungen, grüne Energien oder nachhaltige Mobilität investieren.

 

Nachhaltige Pioniere aller Branchen als Game Changer

Doch was geschieht mit Unternehmen traditioneller Branchen wie etwa aus dem Hotel-, Textil- oder dem Bankensektor? In all diesen Sektoren finden sich ehrgeizige richtungsweisende Unternehmen, die sich für den Klimaschutz einsetzen und ihr Geschäftsmodell am 1,5-Grad- Ziel zur Begrenzung der globalen Erwärmung ausrichten. Diese Unternehmen, die häufig mit ihrem Engagement für Science Based Targets[1] von sich reden machen, gehen in ihren Branchen mit gutem Beispiel voran und nutzen ihre Rolle als Game Changer. Um sich dieser doppelten Herausforderung stellen zu können, brauchen sie engagierte Investoren an ihrer Seite, die sie langfristig unterstützen.

 

„Vergessene Akteure“ des Wandels unterstützen

Im Rennen um den Klimaschutz werden bestimmte Unternehmen häufig von den Investoren ausgeklammert, wie beispielsweise Akteure aus dem Sektor der fossilen Energieträger. Soll man diese Unternehmen ganz ausgrenzen und sie Investoren überlassen, die nicht so genau hinschauen? Oder sollte man vielmehr in sie investieren und sich an ihrer Seite für die Beschleunigung ihres Wandels Richtung Klimaschutz engagieren? Genau dies ist das Dilemma aller verantwortungsbewussten Investoren. Die zweite Option erweist sich aber als zunehmend effizient. So hat TOTAL sein Engagement für Klimaschutz nach den Vorgaben der Gemeinschaftsinitiative Climate Action 100+[2], die die größten Treibhausgasemittenten zu einer Reduzierung ihrer CO2-Emissionen bewegen möchte, und infolge der Vorlage einer Umweltschutzresolution einiger TOTAL-Aktionäre bei der letzten Hauptversammlung des Konzerns erhöht. Kann man diese Unternehmen außer Acht lassen und gleichzeitig die angestrebte Transformation der gesamten Wirtschaft vorantreiben? Wir sind davon überzeugt, dass wir in Bezug auf diese Unternehmen eine Aufgabe zu erfüllen haben, sofern sie sich ernsthaft und aufrichtig engagieren.

 

[1] Internationaler Zusammenschluss von öffentlich-rechtlichen (UNO) und privaten Organisationen (WWF, Carbon Disclosure Project (CDP), usw.), die auf wissenschaftlicher Basis berechnete „ehrgeizige Klimaziele“ erreichen wollen.

[2] Größter Zusammenschluss internationaler Investoren, die gemeinsam die größten Emittenten von Treibhausgasen der Welt zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen veranlassen wollen.