Europäische Aktien profitieren von European Green Deal

  • ESG und Impact sind zwei wesentliche Performance-Treiber

  • Investitionen in Gesundheitssektor weiter steigend

Von Luc Olivier, SRI-Experte des Echiquier Positive Impact Europe bei LFDE

Ein herausforderndes Jahr geht zu Ende, gezeichnet von einer hohen Unsicherheit und Volatilität an den Märkten im Zuge der weltweiten Pandemie. Nach dem scharfen Einbruch im Frühjahr konnten sich die weltweiten Aktienmärkte jedoch wieder erholen und steuern mit einem leichten Plus ins neue Jahr. Dennoch war der Jahresverlauf nichts für schwache Anlegernerven. Europäische Unternehmen mit positiver Wirkung und klarem ESG-Profil haben sich in der Krise jedoch widerstandsfähiger als andere Unternehmen gezeigt. So hat sich der Echiquier Positive Impact Europe dem Kurseinbruch relativ gut widersetzt und schneller am erneuten Aufschwung partizipiert – und dies bei gleichzeitig geringerer Volatilität als der MSCI Europe. Der Grund hierfür liegt in der DNA des Fonds, der Wert auf exzellente SRI-Kriterien und eine positive Wirkung im Sinne der UN-Entwicklungsziele legt. Dies hatte den positiven Allokationseffekt, dass Branchen und Sektoren, die besonders gelitten haben, nicht im Portfolio enthalten sind, wie etwa Verkehr oder fossile Energie. Dafür besteht aber ein hohes Exposure in Sektoren wie Gesundheit und Technologie, die von der Krise profitiert haben. Die aktuelle Pandemie hat ganz klar die kritische Bedeutung des Gesundheitssektors zurück ins Blickfeld gerückt, der für eine derartige Herausforderung nicht gut vorbereitet war.

Large Caps haben größten systemischen Impact weltweit

Wir sind absolut überzeugt, dass ESG und Impact auch in Zukunft zwei wesentliche Performance- Treiber bleiben. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen liegen die Geschäftspotenziale für Unternehmen, die zur Erreichung der Entwicklungsziele bis 2030 beitragen, bei bis zu 12.000 Mrd. USD. Und einige börsennotierte europäische Unternehmen sind hier sehr gut aufgestellt. Unser Investmentuniversum liegt bei rund 150 Unternehmen, die wir regelmäßig analysieren. Etwa 40 Werte passen dann gemäß unserer Ausschluss-, ESG- und SDG-Impact-Kriterien ins Portfolio. Da Large Caps den größten systemischen Impact weltweit haben, bilden sie zwei Drittel unseres Portfolios, weniger als ein Drittel ist in Nebenwerte investiert. Was den Investmentstil anbelangt, liegt unser Fokus auf Wachstumswerten (85 Prozent), Substanzwerte machen etwa 15 Prozent aus.

Nicht alle UN-Entwicklungsziele sind aber auch direkt investierbar. Daher achten wir auf zwei Komponenten: Zum einen, welchen Beitrag leistet ein Unternehmen direkt mit seinen Produkten oder Dienstleistungen zur Erreichung der Ziele. Und zweitens betrachten wir alle Beiträge, die ein

Unternehmen über seine Produkte und Dienstleistungen hinaus gesamthaft leistet. Zum Beispiel kann kein Produkt einen Beitrag zu Ziel Nummer 5 „Geschlechtergleichheit“ leisten, aber signifikante Lieferkettenrichtlinien innerhalb eines Unternehmens können durchaus auf dieses Ziel einzahlen.

Gesundheit, Konsum und Energie wirken direkt auf Entwicklungsziele

Die beiden nachhaltigen Entwicklungsziele, in die am meisten direkt investiert wird, sind Ziel 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie Ziel 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“. Der Gesundheitssektor macht derzeit 30 Prozent unseres Portfolios aus. Im Wesentlichen sehen wir hier drei attraktive Bereiche: der Diagnostik-Bereich, der im Zuge der aktuellen Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen hat, sowie Arzneimittelhersteller und Unternehmen aus der Medizintechnik. Wenn es um nachhaltigen Konsum geht, suchen wir nach Unternehmen, die wiederverwendbare Materialien herstellen oder z.B. Alternativen zu Plastik anbieten. Derartige Unternehmen machen aktuell etwa 20 Prozent unseres Portfolios aus. Aber auch Halbleiterhersteller wie die deutsche Infineon, die relevante Schnittstellen für erneuerbare Energien produziert, sind für uns interessant, da sie unmittelbar auf Ziel Nummer 7 „Bezahlbare und saubere Energie“ einzahlen.

Drei Trends für europäische Aktien: Gesundheit, Digitalisierung und European Green Deal

Die politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten bleiben auch zu Jahresbeginn 2021 bestehen und wir gehen davon aus, dass die Volatilität ebenfalls hoch bleibt. Aufgrund der konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen sind wir zwar vorsichtig, es gibt aber auch einige positive Treiber. Die Investitionen in den Gesundheitssektor werden kurz-, mittel- und langfristig weiter steigen. Aufgrund der starken Performance in diesem Jahr haben wir Diagnostik-Werte zwar leicht abgebaut und mehr in Substanzwerte umgeschichtet. Insgesamt behalten wir aber eine starke Positionierung im Gesundheitsbereich bei. Darüber hinaus wird der Klimawandel ein Kernanliegen der staatlichen wie privaten Maßnahmen bleiben. Mit dem European Green Deal verfolgt Europa eine konsequente Klimapolitik, mit dem Ziel, als erste Region in 2050 klimaneutral zu sein. Eine Reihe von europäischen Unternehmen, wie der Reifenhersteller Michelin oder der Werkstoffhersteller Covestro, sind in diesem Bereich mit Lösungen aktiv und dürften profitieren. Etwa 30 Prozent unseres Portfolios ist daher in diesem Thema investiert. Zudem sind wir überzeugt, dass sich die Digitalisierung weiter beschleunigen wird, daher sind Unternehmen im Bereich Cloud- Computing aktuell besonders interessant für uns.