Olivier de Berranger

Monatskommentar: Schutz von Klima und Artenvielfalt – Zeit zu handeln

Lange vor der COP26, die in diesem Monat in Glasgow tagt, wurde die COP1 einberufen. Die erste Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt – mit der damaligen deutschen Umweltministerin Angela Merkel. Die Wissenschaftsgemeinde hatte indes schon lange vorher Alarm geschlagen.

Schon lange vor COVID-19 warnten Wissenschaftler vor dem Zusammenhang zwischen der Klimaänderung und dem Rückgang der Artenvielfalt sowie der Gefahr zunehmender Epidemien. Dennoch verschlechtern sich die Bedingungen in einem nie dagewesenen Tempo: Anstieg der CO2-Emissionen, Bodendegradation, Belastung der Meere, Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Wir haben alle eine Verantwortung und können unseren Teil beitragen. Als engagierter Investor seit 30 Jahren sind wir davon überzeugt, dass die Finanzbranche eine entscheidende Rolle beim Arten- und Klimaschutz spielen muss. Deshalb verfolgen wir eine ehrgeizige Klimastrategie und haben eine strikte Kohlepolitik beschlossen. Wir sind dem Finance for Biodiversity Pledge beigetreten und haben uns verpflichtet, bis 2024 Kriterien aus dem Bereich der Artenvielfalt in unsere Analysen einzubeziehen, die Auswirkungen unserer Anlagen zu messen und diese transparent offenzulegen. Mit diesen Maßnahmen wollen wir unser Engagement bei den Unternehmen verstärken, die einen wichtigen Beitrag für den Schutz der biologischen Vielfalt und im Kampf gegen den Klimawandel leisten.

Wir investieren mit unseren Fonds in Unternehmen, die diese Probleme angehen, wie AKER CARBON CAPTURE1 aus Norwegen, das eine integrierte Lösung für Abscheidung, Transport und Speicherung von Kohlendioxid entwickelt, mit deren Hilfe bis 2025 der Ausstoß von zehn Millionen Tonnen an CO2 vermieden werden soll, was den jährlichen Emissionen der Stadt Marseille entspricht. Ein weiteres Beispiel ist SVENSKA CELLULOSA, der größte private Waldbesitzer in Europa, dessen Produkte eine deutlich positive Wirkung auf die Umwelt haben: Wälder sind Kohlenstoffsenken und wichtig für die Biodiversität, da sie Lebensraum für 7400 Arten bieten, von denen 982 unter Naturschutz stehen. Zudem können umweltschädliche Produkte wie Plastik durch holzbasierte Produkte (in den Bereichen Bau oder Verpackung) ersetzt werden.     Um auf die unterschiedlichen Risiken im Zusammenhang mit diesen Herausforderungen zu reagieren, die eng mit sozialen Fragen verknüpft sind, investieren wir in alle Sektoren der europäischen Wirtschaft, darunter auch Öl und Transport, die für 40 % bzw. 25 % der globalen CO2-Emissionen2 verantwortlich sind. Um wirklich etwas zu bewirken, ist eine Investition in diese Sektoren aus unserer Sicht unerlässlich3. Wir unterstützen Unternehmen, die durch die Festlegung konkreter Ziele in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung einen echten Wandel eingeleitet haben. Dies gilt für das finnische Raffinerieunternehmen NESTE, das auf eine schnelle und umfassende Umstellung auf erneuerbaren Diesel setzt. Der zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen wie Altspeiseöl hergestellte erneuerbare Diesel verringert die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu herkömmlichem Diesel im Straßenverkehr um bis zu 90 % und im Luftverkehr um 80 %. NESTE hat sich das Ziel gesetzt, die Emissionen seiner Kunden bis 2030 um 20 Millionen Tonnen pro Jahr zu verringern.

Diese Herausforderungen bringen Chancen mit sich, vor allem da grüne Konjunkturprogramme wie der europäische Green Deal dafür sorgen, dass Kapital in bestimmte Sektoren fließt, und Perspektiven für ein nachhaltiges Wachstum schaffen, ohne dass dies zulasten der Performance geht.

Die Herausforderungen des Klimawandels und der Biodiversität dulden keinen Aufschub und gehen uns alle an. Deshalb werden wir Ende November eine Konferenz zu Klimaschutz und Biodiversität veranstalten, auf der sich Unternehmen, Kunden und Experten zu den Themen Klimawandel, Biodiversität und europäische Taxonomie austauschen können. Damit wollen wir bewährte Praktiken fördern. Wir haben keine Zeit zu verlieren, daher sollten wir uns von den Worten Leonardo da Vincis inspirieren lassen: „Lerne von der Natur, denn dort liegt deine Zukunft.“

 

Olivier de Berranger, CIO und Direktor der Vermögensverwaltung von La Financière de l’Echiquier,
und Paul Merle, Fondsmanager

 

1.Die genannten Werte und Sektoren dienen als Beispiele. Es ist nicht garantiert, dass sie langfristig in unseren Portfolios enthalten bleiben.
2. IEA, 2020
3. Anlagen an den Finanzmärkten sind mit Risiken verbunden. Zu nennen sind hier insbesondere das Kapitalverlustrisiko, Aktienrisiko und Wechselkursrisiko. Um weitere Informationen zu den Merkmalen, wesentlichen Risiken und Kosten von Anlageprodukten zu erhalten, sollten Sie vor jeder Anlage die gesetzlich vorgeschriebenen Dokumente dieser Anlageprodukte lesen, die auf unserer Website www.lfde.com abgerufen werden können.